Marler vhs-Gründer Bert Donnepp und der Grimme-Preis

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Rekonstruktion einer bewegten Geschichte

Wie sahen die Anfänge der Erwachsenenbildung in Marl aus? Wer war der Mann, der mit einem Kohlenzug 1945 nach Marl kam, und dort zunächst vom Schulamt als Lehrer angestellt wurde und kurz darauf die Leitung der neugegründeten Volkshochschule übernahm? Wie gelang es Bert Donnepp, das 1949 gegründete Bildungswerk der Stadt Marl als bundesweit anerkannte Marke, bekannt unter dem Namen „die insel“, zu etablieren, von der über viele Jahre wichtige Anregungen und Impulse für die gesamte Volkshochschularbeit in der frühen Bundesrepublik ausgingen?

Aufbewahrung der Grimme-Preis-Plakate im LWL-Archivamt für Westfalen.
Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut

Wie kam es zu der ungewöhnlichen Partnerschaft zwischen Fernsehen und Volkshochschulen, wie zur Gründung des Grimme-Instituts und wie haben sich die Qualitäts-Diskurse rund um den Grimme-Preis seitdem entwickelt?

Das vom Grimme-Institut initiierte und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt (Projektnummer: 455701449) zur Erschließung der Akten des Grimme-Preises (2/2022 bis 5/2025) erlaubt die Rekonstruktion dieser bewegten Geschichte. Hinzu kommt als bedeutender Bestand der Nachlass des Erwachsenenbildners Prof. Dr. Bert Donnepp, der die Akten des Grimme-Preises sowohl in zeitlicher als auch inhaltlicher Hinsicht ergänzt und unter anderem Akten zur Entstehungsgeschichte und Frühphase der Preisorganisation enthält.

Besonderer Ausschnitt deutscher Fernseh- und Mediengeschichte

Die beiden unterschiedlichen Bestände nehmen mit 4550 Verzeichnungseinheiten rund 75 lfd. Meter ein und decken einen Zeitraum von 1945 bis 2024 ab. Kooperationspartner waren das Stadtarchiv Marl, die Volkshochschule Marl, das Grimme-Forschungskolleg an der Universität zu Köln und die Stiftung Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin. Die Bestände wurden mit Unterstützung des LWL-Medienzentrums für Westfalen und archivfachlicher Beratung des LWL-Archivamtes für Westfalen erschlossen.

Die in Marl und Münster befindlichen Quellenbestände zur Geschichte der „insel“ und des Grimme-Preises überliefern in einzigartiger Weise ein Stück deutscher Fernseh- und Mediengeschichte und dokumentieren den besonderen Blick der Erwachsenenbildung auf das Fernsehen. Die Gespräche über Presse, Rundfunk und Fernsehen, die hier im Winter 1946/47 von Bert Donnepp begonnen wurden, stießen spätestens mit der Fernseh-Tagung von 1954 auf bundesweite Resonanz und begründeten den Ruf der „insel“ als Medienvolkshochschule. Nach dem die „insel“ in den ersten dreizehn Jahren, von 1964 bis 1976, den Grimme-Preis ausgerichtet hatte, ging die Organisation des Fernsehwettbewerbs 1978 auf das eigens zu diesem Zweck gegründete Grimme-Institut über. Die Überlieferung zur Geschichte der „insel“ und des Grimme-Preises ist daher auf zwei Bestände verteilt.

Nachlass des Marler vhs-Gründers erschlossen

Die Akten des Bildungswerks der Stadt Marl „die insel“, die sich im Nachlass von Bert Donnepp befinden, überliefern die Perspektive ihres Gründungsdirektors und dokumentieren die Arbeit einer mittelgroßen Volkshochschule von 1946 bis 1979 mit dem Schwerpunkt Medienpublizistik. Die Ausrichtung des Grimme-Preises war eines der vielen Projekte der „insel“, um publizistische Wirkungen in der Öffentlichkeit zu erzielen.

Die Bestände des Grimme-Preis-Archivs, die im Zuge der sukzessiven Übernahme der Preisorganisation durch das Grimme-Institut seit Mitte der 1970er immer dichter werden, bilden chronologisch Jahr für Jahr ein komplexes Preisfindungsverfahren ab, dessen Qualitätsstandards im permanenten Diskurs mit Programmverantwortlichen, Fernsehschaffenden, Fernsehkritik und Fernsehpublikum dem Wandel der Medienlandschaft immer wieder angepasst wurde. Erschlossen wurden u. a. umfangreiche Korrespondenzen, Jury-Protokolle, Sitzungsprotokolle der Gremien, Plakate, Karikaturen, Drehbücher, Fotos, Programmbroschüren und Zeitschriften, Informationsmaterial der Fernsehanstalten sowie Pressespiegel und Zeitungsausschnitte.    

Dokumente sind nun öffentlich zugänglich

Die Bestände wurden bearbeitet von Dr. Sibylle Backmann und Thomas Tekster, der auch die Projektleitung innehatte.

Der Nachlass von Bert Donnepp liegt als Bestand „MB Donnepp“ im Stadtarchiv Marl und umfasst rund 40 lfd. Meter mit 3201 Verzeichnungseinheiten. Der Nachlass kann im Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden und ist über ein Findbuch im Archivportal NRW erschlossen:

Außerdem ist der Bestand mit der Nachlass-Datenbank Kalliope verlinkt.

Das Grimme-Preis-Archiv liegt als Depositum im Archiv LWL in Münster (LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 820) und umfasst 35 lfd. Meter mit 1349 Verzeichnungseinheiten. Das Grimme-Preis-Archiv ist über den Lesesaal des Archivamtes zugänglich und über ein Findbuch im Archivportal NRW erschlossen.

Nähere Informationen zum Erschließungsprojekt stellt die Projektwebsite des Grimme-Instituts zur Verfügung.

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