Großen Andrang gab es bei der Lesung mit Isabel Schayani. Am Montag, 3. November, hat die preisgekrönte Journalistin (u.a. Grimme-Preis 2025, 2021 und 2019, Journalistin des Jahres 2020) aus ihrem Buch „Nach Deutschland – fünf Menschen, fünf Wege, ein Ziel“ gelesen. Die Veranstaltung, organisiert von der vhs Wesel-Hamminkeln-Schermbeck in Kooperation mit dem Integrationsrat der Stadt Wesel und der Bahá’í-Gemeinde, wurde aufgrund des großen Interesses in die Aula der Musik- und Kunstschule verlegt. Rund 200 Besucherinnen und Besucher waren der Einladung gefolgt und sorgten für eine eindrucksvolle Kulisse.
In ihrem Buch erzählt Schayani die Schicksale von fünf Menschen, die vor Krieg, Not oder Perspektivlosigkeit fliehen mussten. Über mehrere Jahre hat sie die Menschen auf ihren gefährlichen und oft beschwerlichen Wegen nach Europa begleitet. Einer der Geflüchteten, die sie beschreibt, ein junger Afghane namens Safi, hat eine Weile in Wesel gelebt und wurde hier von ihr interviewt.
Mit eindringlicher Sprache beschreibt Schayani, welchen Misshandlungen und Schikanen die Geflüchteten durch Schleuser, Behörden und Grenzern ausgesetzt sind – und wie sie dennoch ihren Mut und ihre Hoffnung bewahren. Schayani hat einige Interviewpartner im überfüllten Flüchtlingslager Moria getroffen und berichtete von den Zuständen dort und den Beweggründen zur Flucht.
Die Journalistin lässt in ihrem Buch jene zu Wort kommen, die allzu oft unsichtbar bleiben. Statt abstrakten Zahlen und Schlagzeilen stehen individuelle Lebenswege im Mittelpunkt – Geschichten von Verlust, Überlebenswillen und dem Streben nach Sicherheit und Freiheit. Zugleich stellt Schayani die drängende Frage, wie Europa mit Flucht und Migration umgeht und welche Verantwortung daraus erwächst.
Im Anschluss an die Lesung diskutierte die Journalistin mit dem Publikum über die Herausforderungen einer humanen Migrationspolitik. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, eigenen Gedanken und Erfahrungen einzubringen und Fragen zu stellen.
vhs-Leiter Andreas Brinkmann zeigte sich beeindruckt vom großen Interesse und betonte die Bedeutung der Veranstaltung: „Menschlichkeit darf kein leeres Wort bleiben. Gerade in Zeiten, in denen Migration und Flucht häufig nur als politische Schlagworte diskutiert werden, ist es wichtig, die Menschen hinter den Geschichten zu sehen. Ich finde es klasse, dass Isabel Schayani als ausgezeichnete Journalistin fair, objektiv und ausgewogen berichtet, wenn sie zum Beispiel auch die Kehrseiten der Migration beleuchtet und beschreibt, dass sie es versteht, dass heute nicht mehr alle „pro Asyl“ sind. Dieser Abend hat auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie vielschichtig und komplex das Thema Zuwanderung ist. Ich glaube der Abend war sehr bewegend und informativ und die Gäste sind bestimmt zufrieden nach Hause gefahren.
Mit langanhaltendem Applaus dankte das Publikum Isabel Schayani für ihre beeindruckende Lesung und den bewegenden Einblick in fünf außergewöhnliche Lebensgeschichten.