Volkshochschulen reklamieren Unterstützung von Land und Bund

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79. Mitgliederversammlung des vhs-Landesverbands in Hagen

Die Volkshochschulen in NRW bilden einen kraftvollen Landesverband. Das war bei der 79. Mitgliederversammlung im Rathaus der Stadt Hagen deutlich zu spüren. Getragen von der Gewissheit, dass lebenslanges Lernen unverzichtbar ist, verstehen sich die Volkshochschulen als Zukunftsorte und als Partnerinnen ihrer Kommunen. Die Bedeutung der Weiterbildung für die Bewältigung individueller und gesellschaftlicher Herausforderungen bestätigten auch die Gastrednerinnen bei der Mitgliederversammlung. Dennoch vermissen die Volkshochschulen in existenziellen Fragen die volle finanzielle und politische Unterstützung auf Landes- und Bundesebene. Verbandspräsident Klaus Hebborn rief daher die Volkshochschulen in NRW auf: „Wir müssen lauter werden.“

Im Haushaltsentwurf der Landesregierung für 2026 fehlt bei der Zuweisung an die Volkshochschulen das zugesagte Plus um zwei Prozent. Der Landtag hatte die jährliche Dynamisierung im Sommer 2021 beschlossen. Angesichts des erweiterten Aufgabenspektrums, wie es im novellierten Weiterbildungsgesetz (WbG) formuliert ist, sollte dies die pädagogisch-programmatische Arbeit der kommunalen Weiterbildungszentren substanziell absichern. Nachhaltig eingelöst wurde diese Zusage jedoch nicht. Schon für 2025 wurde das Plus halbiert. Für 2026 soll es ganz ausbleiben. Für die kommunalen Träger summiert sich die Deckungslücke damit auf fast neun Millionen Euro, lag doch die Kostensteigerung seit der WbG-Novellierung durchgehend über zwei Prozent.

Volkshochschulen drängen auf Einhaltung der Finanzzusage

Verbandspräsident Hebborn sieht in der Haushaltsentscheidung des Landes eine Gefahr für das finanzielle Fundament der Weiterbildung in NRW. Denn vereinbart sei eine komplementäre Finanzierung. Während das Land für das pädagogische Personal aufkommt, besteht die Aufgabe der Kommunen darin, die bauliche und technische Infrastruktur sowie die Verwaltung der Volkshochschulen zu unterhalten. 

Der Verband werde sich deshalb mit Vehemenz dafür einsetzen, dass das Land zu seiner Finanzzusage stehe. Andernfalls drohe ein Rückfall in die prekäre Finanzlage, wie sie vor der WbG-Novelle bestanden habe. An die Adresse der Landesregierung forderte Hebborn: „Stärken sie Bildung für alle, Integration und Zusammenhalt und die Menschen vor Ort!“

Britta Bollmann, Gruppenleiterin im Landesministerium für Kultur- und Wissenschaft (MKW), verwies in ihrem Grußwort hingegen auf die ungekürzten Haushaltsansätze für die Förderinstrumente des WbG. Zudem könnten von neu aufgelegten Förderprogrammen für die Kommunen auch die Volkshochschulen profitieren. Sie räumte allerdings ein: „Ich weiß, dass das unbefriedigend ist, wenn man auf eine Dynamisierung gehofft hat.“

Mit großer Wertschätzung sprach Bollmann über den guten Austausch mit dem Landesverband der Volkshochschulen, der die Arbeit im Ministerium bereichere. Sie zeigte sich außerdem erfreut über die außerordentlich hohe Beteiligung an der Evaluierung der neuen WbG-Förderinstrumente, die das Ministerium bewusst partizipativ gestaltet habe. Die Veröffentlichung des Schlussberichts kündigte sie für Anfang 2026 an.

Volkshochschulen können auf Freiberuflichkeit nicht verzichten

Sorgen bereitet den Volkshochschulen neben der Finanzierung der hauptamtlichen Mitarbeitenden auch der ungeklärte sozialversicherungsrechtliche Status der freiberuflichen Dozent*innen. Unter dem Druck der Sozialversicherungsträger und in Anbetracht einer relativ kurzfristigen Übergangsregelung haben etliche Volkshochschulen in NRW begonnen, ihre Kursleitenden für die umfangreichen und stark regulierten Integrations- und Berufssprachkurse fest einzustellen. Darüber hinaus sei das Modell der Freiberuflichkeit essenziell, um schnell und flexibel auf veränderte Bildungsbedarfe eingehen und ein breites Programmangebot vorhalten zu können, verdeutlichte der Verbandspräsident. Auch in diesem Punkt appellierte er an das Land NRW, die Volkshochschulen in dieser existenziellen Frage zu unterstützen und sich auf Bundesebene für eine rechtssichere Regelung einzusetzen.

Eng ist die Verbindung zwischen den Volkshochschulen in NRW und ihren Kommunen. Sie äußert sich in gemeinsamen Stellungnahmen des vhs-Landesverbands mit den kommunalen Spitzenverbänden wie jüngst zur Integrationskonferenz in Köln. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Integrationskurse wurde dort die Forderung an den Bund formuliert, die Integrations- und Berufssprachkurse auskömmlich zu finanzieren und im Sinne der Teilnehmenden zu reformieren.

Bei der Mitgliederversammlung äußerte die Beigeordnete der Stadt Hagen, Martina Soddemann, ihre Anerkennung für die Arbeit der vhs und sagte: 

„Versorgen sie Menschen mit Fakten und helfen sie ihnen, in Dialog zu treten. Sie leisten da sehr wertvolle Arbeit.“

Medienbildung stärkt die Demokratie

Über den Zusammenhang von Demokratie- und Medienbildung referierte die Direktorin des Grimme-Instituts, Çiğdem Uzunoğlu. Sie bezeichnete die digitale Souveränität jedes und jeder Einzelnen als essenzielle Voraussetzung für eine starke und wehrhafte Demokratie. Denn der öffentliche Diskurs finde inzwischen hauptsächlich in digitalen Räumen statt. Ohne die nötige digitale Medienkompetenz seien Menschen leichter manipulierbar. Das mache die Demokratie verwundbar.

Die Grimme-Direktorin sprach sich für eine verstärkte Zusammenarbeit ihres Instituts mit den Volkshochschulen aus. Das Grimme-Institut, dessen Gründung auf die Initiative von Prof. Dr. Bert Donepp, Leiter der Marler Volkshochschule, zurückgeht, versteht sich im Mediendiskurs als Orientierungsgeber.

Das Institut analysiere und bewerte die Medienentwicklung und könne damit den Volkshochschulen und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren wichtige Erkenntnisse liefern, um in der Medienbildung die digitale Souveränität zu stärken. „Demokratie lebt davon, dass wir uns gemeinsam weiterbilden, gemeinsame Räume der Orientierung, der Mitbestimmung und des Austauschs schaffen“, sagte Çiğdem Uzunoğlu.

Mitgliederversammlung bestimmt Gremienvertreter*innen

Bei den Wahlen zu den verbandlichen Gremien wurden folgende Personen gewählt:

Für das Präsidium:

  • Klaus Hebborn, Präsident
  • Marie Batzel, Kölner VHS, Vizepräsidentin
  • Thomas Erler, vhs Mönchengladbach, Vizepräsident
  • Miriam Erkens, vhs Overath & Rösrath
  • Nicole Grüdl-Jakobs, vhs Remscheid
  • Stephan Straub, vhs Dortmund

Für den Aufsichtsrat:

  • Jana Blaney, vhs Nordkreis Aachen, Vorsitzende der vhs-Bezirksarbeitsgemeinschaft Köln
  • Josef Lieneke, vhs Verl – Harsewinkel – Schloß Holte-Stukenbrock, Vorsitzender der vhs-Bezirksarbeitsgemeinschaft Detmold

Als zuständige Person für Diversität: Esther Joy Dohmen, vhs Münster

Gewählte Gremienvertreter*innen (v.l.):

Miriam Erkens, Esther Joy Dohmen, Dr. Marie Batzel, Klaus Hebborn, Dr. Thomas Erler, Nicole Grüdl-Jakobs (alle Mitglieder des Präsidiums), Josef Lieneke (Mitglied des Aufsichtsrats)

Foto: Franziska Michels, Stadt Hagen

Präsident kündigt offensiveres Auftreten an

Präsident Klaus Hebborn kündigte an, der Verband werde in der neuen Amtsperiode einen verstärkten Schwerpunkt auf die Interessenvertretung der Volkshochschulen im politischen Raum setzen. Zur aktuellen Haushaltsberatung habe es bereits Gespräche mit allen demokratischen Fraktionen im NRW-Landtag gegeben. Für eine starke Weiterbildung brauche es einen starken Verband, sagte er und gab den Mitgliedern die feste Zusage: „Wir werden uns reinhängen.“

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