Die Volkshochschulen in NRW als landesweites Bildungs-Netzwerk für Nachhaltige Entwicklung

Die Volkshochschulen in NRW als landesweites Bildungs-Netzwerk für Nachhaltige Entwicklung

Die 131 Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen verstehen sich nicht nur als flächendeckendes Netzwerk zur Förderung nachhaltiger Entwicklung, sondern auch als kommunale Werkstätten für Vernetzung, Dialog und die Entwicklung von Zukunftskompetenzen.

Die 131 Volkshochschulen bilden ein flächendeckendes Netzwerk zur Förderung nachhaltiger Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Dem Grundsatz verpflichtet, Bildung für alle zu ermöglichen, ist es die grundlegende Überzeugung der Volkshochschulen, dass Bildung der entscheidende Schlüssel zur Umsetzung politisch vereinbarter Nachhaltigkeitsziele auf Landesebene und insbesondere der kommunalen Ebene ist. Für die erfolgreiche Umsetzung einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in NRW gilt es, die besonderen Potenziale der gemeinwohlorientierten Weiterbildung zu nutzen, deren Angebote die Entscheidungsträger*innen von heute bereits erreicht. Neben politischen Weichenstellungen braucht es die Qualifizierung und aktive Mitwirkung möglichst vieler Bürger*innen, um die Nachhaltigkeitsziele für NRW im vereinbarten Zeitrahmen gemeinsam umzusetzen. Durch ihre große Programmvielfalt sind die Volkshochschulen in der Lage, unterschiedlichste Zielgruppen für die lokale Gestaltung Nachhaltiger Entwicklung zu sensibilisieren und Partizipation in kommunalen Prozessen zu ermöglichen, z. B. durch Angebote in den Programmbereichen der kulturellen Bildung, der berufsbezogenen Bildung, der Integration, den nachholenden Schulabschlüssen sowie der Alphabetisierung oder Gesundheitsbildung.


Nachhaltige Entwicklung braucht die gemeinwohlorientierte Weiterbildung als Schlüssel

Über die reine Wissensvermittlung hinaus übernehmen die Volkshochschulen als kommunale Werkstätten der Demokratie landesweit eine Forenfunktion.  Mit dialog- und handlungsorientierten Formaten übersetzen sie die komplexen globalen gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Transformationsprozesse in lebensweltbezogene Kontexte und Prozessgeschwindigkeiten in den einzelnen Städten und Gemeinden. Die Bildungsarbeit der Volkshochschulen zielt darauf ab, in Kooperation mit kommunalen Verwaltungen und Partner*innen sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen, politisches Handeln sowie bürgerschaftliches Engagement vor Ort zu fördern. Als parteipolitisch und weltanschaulich neutrale Institutionen genießen Volkshochschulen ein großes Vertrauen in der Bevölkerung und sind mit ihrer lokalen Expertise prädestiniert, den Bürger*innen Dialogräume für die teilweise kontroversen Debatten um die Ausgestaltung kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien zu eröffnen.  Die Volkshochschulen übernehmen dabei die Rolle kommunaler Zukunftslabore für lokale Nachhaltige Entwicklung. Mit bewährten Werkstattformaten und „Runden Tischen“ fungieren die Volkshochschulen als Schnittstelle von Bildungsakteuren, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung und bringen sich aktiv als Impulsgeberinnen in die lokalen Prozesse für Nachhaltige Entwicklung ein.


Bildung für nachhaltige Entwicklung als öffentlicher Auftrag für die Volkshochschulen in NRW

 Als öffentlich verantwortete und geförderte Weiterbildungszentren sichern die Volkshochschulen in NRW die landesweite Grundversorgung mit Weiterbildungsangeboten und sind elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge. Abgeleitet aus ihrem öffentlichen Auftrag sehen sich die Volkshochschulen in NRW in besonderem Maße dazu verpflichtet, einen maßgeblichen Beitrag zur Erreichung der politisch vereinbarten Nachhaltigkeitsziele in NRW zu leisten. Den eigenen Stärken und Potenzialen als kommunale Demokratiewerkstätten bewusst, geht es für die Volkshochschulen nicht darum, ob Nachhaltige Entwicklung in den Kommunen gelingen kann, sondern vielmehr wie die sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft mit passenden lokalen Bildungs- und Dialogangeboten umgesetzt und begleitet wird.

Die für den nationalen Aktionsplan des Bundes und die NRW-Nachhaltigkeitsstrategie rahmengebenden Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bilden dabei den Handlungsrahmen für die Bildungsarbeit der vhs. Durch die große Programmvielfalt sind die Volkshochschulen in der Lage, konkrete Bezüge zu allen 17 SDGs herzustellen, wobei das SDG 4 zur Sicherstellung hochwertiger Bildungsangebote für alle Menschen für die Volkshochschulen das entscheidende Schlüsselziel definiert. Der öffentliche Auftrag für die Volkshochschulen, BNE für alle Bürger*innen zugänglich zu machen, wird im Zuge der aktuell laufenden Novellierung des Weiterbildungsgesetzes NRW unterstrichen. Dem aktuell im Landtag beratenen Gesetzesentwurf nach wird der Bereich der BNE zum Pflichtangebot aller 131 Volkshochschulen hinzukommen und die Bedeutung entsprechender Bildungsangebote der kommunalen Weiterbildungszentren wachsen.

Verankerung von Nachhaltigkeit als konsequente Weiterentwicklung des eigenen Leitbilds der vhs

 

Die Verankerung von Nachhaltigkeitszielen in den Leitbildern der Volkshochschulen ist folglich eng verwoben mit dem Alleinstellungsmerkmal ihres öffentlichen Bildungsauftrags. Zugleich hat gesellschaftliche Entwicklung historisch schon immer die Organisations- und Programmentwicklung der vhs verändert und im Sinne der eigenen aufklärerischen Tradition weiterentwickelt. Ob die Umweltbewegung der 1980er Jahre, welche den eigenen Umweltbildungsbereich der vhs geprägt hat oder die frühen EDV-Kurse an der vhs im gleichen Jahrzehnt, Grundstein der Digitalisierungsthemen im Bildungssektor – die Volkshochschulen haben gesellschaftliche und technologische Entwicklung stets als Gelegenheit und Chance für die Weiterentwicklung der eigenen Bildungsarbeit genutzt.

Vor diesem Hintergrund begreifen die Volkshochschulen das Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung als ganzheitlichen Organisationsentwicklungsprozess im Sinne des whole institution approach, der sowohl die organisationale als auch die pädagogische Arbeit stetig verändert. Eine klassische Programmbereichslogik wird durch BNE an den Volkshochschulen teilweise aufgebrochen. Stattdessen wachsen idealtypisch verschiedene Programmbereiche verstärkt zusammen, wenn z. B. ein Kochkurs sinnvoll mit einer Exkursion zur Streuobstwiese und einem politischen Vortrag zu einem ganzheitlichen BNE-Format ergänzt wird. Befeuert durch die neue Klimaschutzbewegung in Deutschland merken die Volkshochschulen über alle Altersgruppen hinweg ein gesteigertes Interesse an den zentralen Zukunftsfragen wie etwa lokalen Klimaschutzplänen, der Mobilität der Zukunft, nachhaltigem Wirtschaften oder einer nachhaltigen Digitalisierung.

Dabei sind die Volkshochschulen lokal, regional und landesweit vernetzt mit relevanten Partner*innen. Mit der LAG21 möchte der Landesverband z. B. das kommunale Nachhaltigkeitsmanagement fördern und in Kooperation mit der BNE-Agentur NRW noch stärker gezielte Qualifizierungen für Mitarbeitende der Volkshochschulen anbieten. Mit dem KlimaDiskurs.NRW, WWF und REKLIM wird aktuell das „Klimafit-Programm“, ein Pilotprojekt zur kommunalen Klimabildung, an den Volkshochschulen in NRW ausgerollt.  Gemeinsam mit weiteren vhs-Landesverbänden und dem Bundesverband laufen die Planungen für eine Fortsetzung des Programms „vhs goes green“, nachdem im vergangenen Jahr bereits ein gemeinsames Grundlagenhandbuch zu BNE an Volkshochschulen und eine digitale Best-Practice-Sammlung zur Umsetzung der 17 SDGs an Volkshochschulen online gegangen ist.


Gemeinsam mit den Volkshochschulen Zukunft vor Ort gestalten   

Die aktuellen Herausforderungen des Klimawandels und der Biodiversitätskrise, die damit verbundenen Fragen nach intergenerationaler, sozialer und globaler Gerechtigkeit sowie die alle Lebens- und Arbeitsbereiche durchdringende Digitalisierung sind die zentralen Herausforderungen, welche eine grundlegende Transformation unserer Gesellschaft mit großer Geschwindigkeit vorantreiben und den gesellschaftlichen wie politischen Handlungsdruck stetig erhöhen. Die enormen gesellschaftlichen Umwälzungen, welche mit den o. g. Prozessen einhergehen, begreifen die Volkshochschulen aber auch als Chance, das eigene Selbstverständnis als digital vernetztes und kommunal verankertes BNE-Kompetenzzentrum zu entwickeln und Moderatorin zu sein für die Frage: „Wie wollen wir leben? – im eigenen Dorf, der Gemeinde oder dem Stadtteil?“

Gemeinsam mit kommunalen Entscheidungsträger*innen und lokalen Partner*innen möchten die Volkshochschulen die kommunalen Werkstätten für Vernetzung, Dialog und Förderung von Zukunftskompetenzen sein und Verantwortung übernehmen, gemeinsam an Konzepten für Nachhaltige Entwicklung in den Kommunen mitzuwirken und diese mit den Bürger*innen umsetzen.

 

Weitere Informationen


Hinweis: Dieser Beitrag wurde zunächst veröffentlicht im Resultate-Magazin (Ausgabe 2021/1) der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW unter:

https://www.sue-nrw.de/bildungsnetzwerk-fuer-nachhaltige-entwicklung/

Ansprechpartner*innen
Arne Cremer
Referat Politische Bildung
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